Die schönsten Impressionen von der Mille Miglia
Bongiorno Brescia.
Es ist noch recht früh am Morgen. Man hört sie sofort, aber sieht sie vielleicht nicht gleich. Und es werden mehr werden.
Ich sitze gelassen bei einem richtig guten Cappucchino auf der Piazza Duomo und wieder wird die morgendliche Ruhe von einem satten Viertakt-Sound durchbrochen. Ich strecke den Kopf und schon biegt ein wunderschöner Alfa 1900 C Superlegend in glänzendem Silber um die Ecke. Der Fahrer schaut sich kurz um, parkt sein Glanzstück mitten auf dem Platz und stellt den Motor ab. Dem Lauten folgt die Stille, doch meinen Augen bleiben nur Sekunden und das Fahrzeug ist umringt von Menschen.
Kein leichtes Spiel klassische Autos bei der Teilnahme an der MilleMiglia zu fotografieren. Also bezahle ich das Bohnengetränk, schnappe meine Fototasche und begebe mich zu der Menschengruppe, wo eben noch ein Alfa zu sehen war. Eng umschlossen von neugierigen Passanten versuchen die beiden belgischen Insassen aus dem Auto auszusteigen, so dicht getränkt stehen die Interessierten. Aber nur gucken, nicht anfassen. Dieser Leitsatz wird erstaunlich respektvoll von der Menge befolgt.
Im Laufe des Tages, wenn immer mehr Fahrzeug in der Altstadt von Brescia ihre Bühne betreten, wird sich der Menschentrubel verteilen. Dann ist der Moment gekommen, dass ich auf die Jagd nach spannenden Perspektiven gehe.
Ein gutes Auge
Der vielen Besucher wegen ist es nur selten möglich ein Fahrzeug einmal komplett zu fotografieren. Das ist auch weniger mein Ansatz. Ich finde es viel attraktiver, wenn ich den Autos so richtig an die Karosserie gehe. Ganz nah ran, Passanten sanft zur Seite bewegen, damit ich auch an die richtige Position zu gelangen, um perfekte Bilder zu machen. Meist bin ich mit einer Minimal-Ausrüstung unterwegs und habe zwei Kameras mit je einem Objektiv im Einsatz. Mehr brauche ich nicht.
Das Gefühl für gute Perspektiven
Es ist das Vermögen Winkel, Ausschnitte und Effekte zu erfassen, um sie mit einem ganz speziellen Kamera-Setup zu einem besonderen Foto werden zu lassen. Schärfe und noch mehr die verschwommene Unschärfe, auch als Bokeh bezeichnet, in ein gutes Verhältnis zu bringen, ist anspruchsvoll. Nur die besten Objektive, die das leisten können, kommen da in Frage.
Ansonsten ist das Fotografieren eine recht aktive Tätigkeit, wenn man ungeschützt bei Temperaturen um die 30 Grad permanent die Position wechselt, sich bückt, hinlegt, aufsteht und sich verbiegt, weil etwas im Wege ist. Hin und wieder schiebe ich die Kamera durchs Lenkrad hindurch, um die wunderbaren Armaturen in den Fokus zu bekommen oder ich freue mich über einen starken Rücken, wenn ich mit langgestreckten Armen endlich auf den Auslöser drücken kann, weil jemand störend im Bild zu sehen war.
Mittlerweile ist viel passiert um mich herum. Viele Teilnehmer sind von der technischen Abnahme zurückgekehrt und kommen zu einem traditionellen Stelldichein auf den Plätzen und Strassen von Brescia zusammen. Bis tief in den Abend geht dieses Treiben und als sich die Sonne langsam hinter den Bergen verstecken will, tummeln sich noch immer viele Menschen um all die wundervollen automobilen Kunstwerke. Buona notte Brescia …
Brescia 2016
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